

f ü r m e h r A r t e n v i e l f a l t
Lebensraum auf einer Streuobstwiese im Lausegarten
Der Lausegarten ist eine ehemalige Streuobstwiese im Gewann "Lausegärten" beim Fißlerhof, der zur Gemeinde Tamm gehört.
Der Flurname ist nicht auf besonders viele Läuse, die sich hier im Sinne der Artenvielfalt wohlfühlen, zurückzuführen. Folgende kleine Legende rankt sich um den Namen: Als in früheren Zeiten Handwerksburschen von Ort zu Ort zogen, war es nicht gerne gesehen, wenn sie sich mitten am Tag bei einem Handwerksmeister um einen Job bewarben. Vielmehr sollte das erst nach Feierabend passieren, damit der Meister tagsüber ungestört seiner Arbeit nachgehen konnte. Also legten die Handwerksburschen, wenn es zu früh war, einen Meister in der nahe gelegenen Stadt Bietigheim aufzusuchen, hier an diesem sonnigen Plätzchen eine Ruhepause ein, bis der Zeitpunkt zum Vorstellen günstig war. Wer Pause macht, ausruht, entspannt, mal nichts tut, hat auf schwäbisch "Luse". Vielleicht haben die Gärten davon ihren Namen?
Für frühere Generationen war ein eigenes "Stückle" für die Selbstversorgung sehr wichtig. Daher wurden im Lausegarten Beete angelegt, Wein angebaut, Hasen gehalten, ein Gartenhäuschen gebaut, das Grundstück eingezäunt. Teile der Streu-obstwiese wurden zum Garten mit vielfältigen Nutz- und Zierpflanzen umfunktioniert. Neben der Gartenarbeit kam aber auch die "Luse" nicht zu kurz. Von Bedrohung der Artenvielfalt war nicht die Rede.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts breiten sich die Industrie- und Gewerbegebiete der Gemeinde Tamm und der Stadt Bietigheim-Bissingen aus. Dazwischen liegen die Lausegärten als grüne Zone und bleiben hoffentlich erhalten. Wenn man sich Zeit nimmt und "Luse" hat, kann man sich immer noch an einigen Insektenarten erfreuen und dem Gesang der Vögel
zuhören. Trotz der nahen Bundesstraße 27 stellt sich das Ohr rasch auf die Töne der Natur ein und blendet den Verkehrs-lärm aus.
Seit 2017 machen wir mit Begeisterung viele Fotos im Lausgarten und stellen mit Blühflächen, Altholz und Natursteinen Lebensräume und Kinderstuben für viele Arten bereit. Die Wiesenflächen zwischen den Obstbäumen werden nur zweimal im Jahr gemäht, um das Leben der Wiesenbewohner möglichst wenig zu beeinträchtigen.